Donnerstag, 25. Juli 2013

Das ganz normale Leben und andere Dinge

Es gibt Dinge im Leben, die werde ich wohl niemals verstehen. Warum bin ich zum Beispiel abends immer hellwach und morgens auf dem Stand "Lass mich, ich brauche erst Kaffee. So...fünf Liter". Stimmt irgendetwas mit meinem Nervensystem nicht? Wurde ich als Kind vielleicht mal in einer Tiefschlafphase geweckt und habe diesen Schock nie überwunden? Man weiß es nicht.

Eine andere Absurdität unseres Lebens: Ist euch mal aufgefallen, dass "Normal" ausstirbt? Die Teenie-Mädels heutzutage sind entweder seeeehr dünn und tragen Shorts oder seeeehr dick und tragen...Leggins mit T-Shirt. Oder Strumpfhosen mit T-Shirt. Oder nur T-Shirt. Und bei der anderen Variante komme ich nicht umhin mich zu fragen: Essen die einfach seit ihrem 12. Lebensjahr nichts mehr? Oder machen heimlich nach den Hausaufgaben noch drei Stunden Sport? Man sollte dem mal nachgehen. Vielleicht ist das aber auch die natürliche Evolution, die inzwischen einfach zuviel Germany's Next Topmodel geguckt hat. Dann könnte sie aber bitte schön auch endlich mal kapieren, dass Frauen außer auf dem Kopf keine Haare brauchen. Mal ehrlich, langsam sollte das doch drin sein, oder?

Desweiteren würde ich gerne wissen, warum eben jene Kopfhaare ab einer bestimmten Länge einfach nicht mehr weiterwachsen. Gut zureden, Shampoo für langes Haar...nichts hilft. Ich höre meine Spitzen förmlich in sich reinkichern, während ich deprimiert vor dem Spiegel stehe. Vielleicht ist es ihnen aber auch einfach zu heiß. Ich breche jetzt nämlich gleich ein unglaubliches Tabu.

Sitzt ihr alle?

Okay: Mir ist es zu warm.

Jaaaa ich weiß, der erste der dieses Jahr über das Wetter meckert und so weiter und so fort. Aber als ich mir Sommer gewünscht hatte, schwebten mir so 28º C vor (in meiner Urlaubszeit sind auch 30º C akzeptiert) und nicht achtunddreißig Grad im Schatten während ich arbeiten muss. Um dann nach Feierabend nach freundlicher Bürokühle von einer Saharawelle überrollt zu werden. Ich gehöre auch nicht zu den Menschen, die bei sengender Hitze aussehen, wie aus dem Ei gepellt. Bis mein Körper sich auf der Zugfahrt zurück nach Karlsruhe akklimatisiert hat, sehe ich wohl einfach so aus als wäre mir...heiß :D
Ich hasse wirklich Wetter, das grau in grau ist, aber irgendwann klopfe ich mal bei demjenigen, der da oben unser Wetter macht und frage, ob er endlich aufhören könnte zu kiffen.

Vielleicht sollte ich aber auch einfach mal nach Büroschluss in unseren neuen Karlsruhe-Innenstadteigenen-Pool springen? Hat den schonmal jemand gesehen? Benutzt? Er mag sich bisher erfolgreich vor mir verstecken, aber warte nur ab du...Pool du!

Also macht euch bereit. Denn wenn dann noch Dieter Bohlen kapiert, dass ihn außer er selbst wirklich niemand mehr sehen will, kann der Sommer auch für mich kommen ;)

Mittwoch, 3. Juli 2013

Ewige Liebe und das große Ganze

In zweihundert Jahren werden Gespräche wohl ungefähr so stattfinden:

"Und wie lange seid ihr schon zusammen?"
"Fünf Monate..."
"WAS?Krass!Das ist ja was total ernstes."
"Hmm nee. Er ist schon toll, aber so langsam brauche ich frischen Wind. Außerdem atmet er auch immer so...atmig. Das nervt! Ich weiß ja nicht wie meine Mum das aushält, die ist schon seit EINEM Jahr verheiratet. Aber mit ihrer Hochzeitsflat ist sie ja sowieso auf der sicheren Seite. Da gab es so ein tolles Angebot von willyoumarryagain.com, drei Mottohochzeiten für nur 5000 € bei Einlösung innerhalb von sechs Jahren. Da will man ja auch was für sein Geld".

Das ist natürlich minimal übertrieben, aber wenn man sich so umschaut könnte man meinen, dass es die Liebe aus den Disneyfilmen einfach nicht mehr gibt. Ausgestorben. Ist das wirklich so?

Viel eher haben sich wohl die Umstände geändert. Ich will nicht sagen, dass unsere Urgroßeltern alle sehr unglücklich und sehr lange zusammen waren. Aber dass es früher nicht so einfach war, sich zu trennen, ist für mich ein nicht unrelevanter Fakt. Es gab kein Internet, um Millionen neuer potenzieller Partner vor Augen zu haben, die Rolle der Frau war doch meist auf Haushalt und Kinderbetreuung beschränkt und es hat sich schlicht und einfach nicht "geschickt", sich zu trennen oder gar scheiden zu lassen. Das hatte vielleicht den Vorteil, dass man sich einfach mehr Mühe gab. Wenn ich weiß, dass eine neue Partnerwahl mehr als schwierig wird, werde ich doch umso mehr Zeit darauf verwenden, mir die positiven Eigenschaften des Anderen vor Augen zu führen. Allerdings gab es bestimmt auch einige Frauen, die in das Korsett einer Liebe gezwängt wurden, welche viel mehr ein Gefängnis als Schloss für sie war.

Unsere Informationsgesellschaft dagegen gaukelt uns heute tagtäglich vor, dass es immer noch ein Stück besser geht. Du arbeitest einfach nur? Andere verwirklichen sich in ihrem Job täglich selbst und schweben in einer Wolke aus Glückseligkeit aus dem Büro. Freizeit ist kein schnödes auf der Couch gammeln mehr, außergewöhnliche Hobbys müssen es schon sein. Und wer noch kein Burn-Out hatte, sondern einfach nur "ein bisschen depri" ist, braucht ja erst gar nicht zu jammern. Hallo? Es gibt schließlich Menschen, die schaffen es trotz eines gaaaaaanz schlimmen "Ausgebrannt-seins" noch ein Buch darüber zu schreiben und von Talkshow zu Talkshow zu hüpfen, da wirst du ja jetzt mal bitte ganz ruhig sein auf den billigen Plätzen.

Genauso hoch ist der Druck auch in einer Partnerschaft. Es soll ja bitteschön nicht nur irgendeiner sein, sondern der eine. Nicht das Mädel von der Tanke, sondern das aus deinen kühnsten Träumen. Um ehrlich zu sein wissen ganz viele von uns gar nicht mehr, was genau jetzt eine gute, harmonische Partnerschaft ist. Verstehen wir uns einfach nur sehr gut oder ist das schon langweilig? Streiten wir zu oft oder zu selten? Hab ich eigentlich noch genug Freiraum? Ist es normal, dass ich meinen Partner manchmal zum Mond schießen könnte und trotzdem unglaublich liebe? Könnte ich eventuell noch etwas besseres haben?

Das in jeder Beziehung irgendwann die rosarote Brille gegen das ganz normale Alltagsleben ausgetauscht wird, ist mittlerweile wohl jedem klar.  Diese Unsicherheit, mit der uns diese Tatsache konfrontiert, ist meiner Meinung nach aber relativ neu. Man möchte die Liebe seines Lebens, oft verbunden mit Heirat und Kindern und Rollstuhlrallyes im Altenheim. Aber diese Idee auf die jetzige Partnerschaft zu übertragen, macht vielen von uns Angst. Ich kenne genug Männer die sagen, sie lieben ihre Freundin von Herzen, heiraten möchten sie diese aber nicht. Theoretisch das Leben miteinander verbringen - Ja klar. Das ganze aber jetzt schon quasi schwarz auf weiß vor sich zu sehen - Hilfe!

Wir leben in einem Pool aus zehntausend Möglichkeiten, das macht das ganze so schwer. Woher soll ich wissen, ob diese Möglichkeit tatsächlich richtig für mich ist, wenn es da draußen theoretisch noch tausend andere gibt?

Dabei ist eine gute Beziehung doch ein bisschen so wie seine Lieblingsjeans. Man kann noch so viele andere Jeans anschauen, am Ende ist man doch froh über diese eine, in der man sich absolut wohlfühlt, die immer passt und in der man gut aussieht. An schlechten Tagen gibt sie einem wieder Selbstbewusstsein und an guten Tagen lässt sie dich noch mehr strahlen. Man schaut vielleicht neuere Modelle an, aber insgeheim würde man sich nie von dieser einen Hose trennen. Aber selbst eine "Lieblingsjeans" kann irgendwann nicht nochmal geflickt werden, passt nicht mehr oder wir finden sie plötzlich gar nicht mehr so schön.

Heißt das nun, dass es die eine große Liebe gar nicht gibt?

Vielleicht. Wenn man das aber als eine mögliche Tatsache akzeptiert und sich trotzdem überraschen lässt, ist die Chance, sie zu erleben, zumindest größer. Ausnahmsweise mal nur schrittweise denken und nicht an das große Ganze. Wenn du jeden Tag etwas in deiner Beziehung findest, dass dich freut, ergibt das 365 Tage ziemlich viele schöne Momente und irgendwann mit ein bisschen Glück sogar viele Jahre. Vielleicht haben unsere Großeltern gar nicht gedacht "Oh Gott und mit dieser Person soll ich den ganzen Rest meines Lebens verbringen?" sondern "Schön, dass er/sie heute an meiner Seite ist". Und das jeden Tag. Oder zumindest jeden zweiten.

Vielleicht reicht das schon? Wer weiß?

Probieren lohnt sich doch allemal!

Meine Eltern zum Beispiel sind schon seit über fünfundzwanzig Jahren zusammen und wie jede Beziehung hatten auch sie Höhen und Tiefen und hätten sich bestimmt so einige Male auf den Mond schießen können. Aber wenn ich sie zusammen rumalbern und lachen sehe, dann denke ich "So etwas will ich auch mal!".

Aber auch wenn man feststellen sollte, dass es eben nicht gepasst hat, man gerade frisch getrennt ist oder schon eine ganze Weile Single. Das gute an der Liebe heutzutage: Wenn es die eine große Liebe gar nicht gibt, dann hast du noch ziemlich viele Chancen, die zweite, dritte oder vierte zu erleben. Und falls es sie doch gibt? Die eine Person für dich? Dann bist du ihr wahrscheinlich einfach noch nicht begegnet ;)