Donnerstag, 30. Januar 2014

Die Sache mit der Ex...

Bitte beachten: Ich schreibe den heutigen Post aus Frauensicht, falls für Männer dabei keine überraschenden Einsichten dabei sind, bitte ich dies zu entschuldigen. Das nächste Mal kümmere ich mich wieder mehr um euch!

Es gibt zwei Sachen, auf die man meistens ganz gut verzichten könnte:

1. Dem Exfreund mit seiner neuen Freundin über den Weg laufen (vorzugsweise ungeschminkt und auf dem Heimweg vom Toilettenpapier kaufen oder sonstigen unvorteilhaften Dingen).
2. Die Exfreundin des aktuellen Freundes sehen.

Letzteres ist mir vor nicht allzu langer Zeit passiert und hat mich einige Stunden umgetrieben, ohne dass ich genau wusste, warum eigentlich. Schließlich bin ich ja aktuell mit ihm zusammen, Eifersucht sollte somit eigentlich ausgeschlossen sein. Trotzdem hatte ich den ganzen Tag ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Abends kam ich dann schließlich darauf, warum das so war.

Liebe besteht zu einem Großteil aus ihrer Einzigartigkeit. Man stellt für einen anderen Menschen im besten Fall etwas ganz Besonderes dar, teilt seine Gedanken und Gefühle mit dieser Person und hat in gewisser Weise das Gefühl „die Einzige“ zu sein. Sieht man dann die Exfreundin, zerplatzt diese Seifenblase ziemlich abrupt. In unserem Alter ist es sehr unwahrscheinlich, dass man bei einer neuen Beziehung die erste Partnerin des anderen ist (in den meisten Fällen würde ich das auch eher seltsam finden. Wollte den niemand vorher??). (Fast) jeder hatte eine oder mehrere Beziehungen vorher, wahrscheinlich auch längere. Sieht man dann das „Vorleben“ des Partners plötzlich in Natura vor sich, wird einem klar: So einzigartig ist man gar nicht. Auch ihr hat er liebenswerte Sachen gesagt, vielleicht die gleichen Spitznamen gegeben, Bett und Leben geteilt. Und jetzt sind sie getrennt. Das führt einem die mögliche Vergänglichkeit jeder noch so schönen Liebe – also auch der eigenen – vor Augen. Man vergleicht instinktiv das Aussehen und denkt sich (O-Ton einer Freundin): „Hässlicher als ich und IQ einer Kartoffel. Check“ oder eben „Öhm, irgendwie sieht die besser aus als ich. Warum haben die sich nochmal getrennt?“.

Das ist übrigens auch das, was meiner Meinung nach bei einem Seitensprung am meisten verletzt. Plötzlich ist der „innere Zirkel“ der Beziehung aufgebrochen, ein bisschen wie ein Einbruch in seiner Wohnung. Eine andere Person hat Körperpartien gesehen und berührt, die normalerweise einem selbst vorbehalten sind. Und plötzlich fühlt sich gar nichts mehr „einzigartig“ an.

An besagtem Tag habe ich noch lange darüber nachgedacht, wie man eigentlich feststellen kann, dass es in dieser Beziehung anders ist als in den vorhergehenden. Ich bin zu dem Schluss gekommen: Gar nicht. Niemand kann mir garantieren, dass mein Freund sich nicht übermorgen in eine andere verguckt, dass mich in einem Jahr nicht alles nervt was ich jetzt so schätze oder das man irgendwann aufwacht und denkt „Und das soll es jetzt sein? Der oder die eine? NEXT“. Man würde ja mit niemandem eine Beziehung eingehen, bei dem man schon vorher im Kopf hat „Naja aber allzu lange soll das jetzt bitteschön nicht gehen“.

Liebe ist zum Glück nicht so vorhersehbar wie die Bundesliga seit Bayern München und jede Beziehung eben doch einzigartig. Vielleicht hatte seine Ex größere Brüste als man selbst, aber dafür ist sie bei jeder Kleinigkeit sofort an die Decke gegangen. Vielleicht konntest du mit deinem Exfreund besser über tiefgründige Dinge reden, dafür war das aktivste an ihm der Weg von Couch zum Kühlschrank für ein neues Bier. Vielleicht sind einem mit der Zeit auch ganz andere Dinge wichtiger geworden? Und das ist ja auch das Beruhigende. Jede Beziehung, jedes Erlebnis hat einen ein kleines Stück verändert. Oder wolltet ihr noch mit dem Typ zusammen sein, in den ihr mit 14 so unglaublich verschossen wart? Ich persönlich bin ganz froh dass mich mein Freund in dieser Phase meines Lebens kennengelernt hat und nicht inmitten von pubertären Anfällen. In gewisser Weise sind wir also doch einzigartig. Ob das jetzt ewig so bleibt weiß ich noch nicht. Aber wenn ich das nächste Mal seine Ex sehe, werde ich daran denken. Und ihm eventuell einen Kuss geben, wenn sie gerade hinguckt. Aber nur eventuell ;)

Mittwoch, 29. Januar 2014

Das Kettenkarussell der Liebe...

Es gibt Dinge, die verstecken sich sehr gut. Mein Blogeintrag zum Beispiel (falls der erst heute für euch erscheint, hat er sich einfach sehr gut versteckt ;)) und: Bindungsfähige Männer. Und Frauen. Menschen allgemein. Tiere haben uns da einiges voraus, Schwäne bleiben ja bekanntlich immer nur mit einem Partner zusammen und wenn der stirbt, verlieben sie sich höchstens mal in ein Tretboot.

Wir Menschen aber, ja, wir haben die Qual der Wahl. Vor einiger Zeit hatte ich über Männer geschrieben, die nicht heiraten wollen. Diese hatten aber zumindest den Schritt in eine feste Beziehung gewagt. An dieser Stelle eine herzlichen Applaus! Ich kenne aber immer mehr Menschen, die…naja also schon jemanden wollen aber so richtig dann doch nicht und eigentlich ist ihnen ja schon eine Unterhaltung dieser Art zu viel. Haben wir immer mehr das Gefühl, die Liebe ist eine Art All you can eat? Nur wie ist das genau beim All you can eat? Am Ende sitzt man meistens da, total überfressen aber auch nicht wirklich befriedigt. Unsere Sinne können schwer wirklich genießen, wenn sie überreizt werden. Dagegen kann sogar ein Teller Miracoli im Kerzenlicht mit der richtigen Person wie ein 5-Gänge-Deluxe-Dinner erscheinen. Ganz ohne Buffet.

Es ist keine Überraschung, dass wir in Zeiten des Internets etc. immer mehr das Gefühl haben, da draußen könnte ja noch jemand viel besseres rumlaufen. Einer, der seine Zahnpastatube immer zudreht. Seine Socken in den Wäschekorb macht. Eine, die auch morgens, ungeschminkt und nach drei Stunden Schlaf irgendwie aussieht wie ein Topmodel. Eine, die gerne Bier trinkt und nicht nur Prosecco. In den letzten Jahren haben viele Medien beobachtet, dass die Scheidungsrate steigt, die Trennungen immer häufiger werden etc. Aber was ist, wenn die Menschen gar nicht mehr so weit kommen, dass sie sich wirklich trennen könnten? Weil sie eben nie wirklich zusammen waren. Mehr so ein „Zwischending“. Mehr als Friends with benefit aber auch weniger als forever and ever.Woran liegt es, dass die Angst vor einer Bindung und einer falschen Entscheidung inzwischen so groß geworden ist, dass manch einer von uns sich ganz aus dem Markt zurückzieht und der Liebe höchstens ab und an einen zaghaften Besuch abstattet?

Vielleicht, weil wir das Gefühl haben, wir sind noch nicht „fertig“ genug. Haben noch nicht genug erlebt, sind noch nicht der Mensch der wir sein wollen bevor wir „die eine oder den einen“ finden. Früher ist man miteinander gewachsen. Heute wird irgendwie von uns erwartet, dass wir doch bitteschön schon supertoll sein sollen, bevor das alles losgeht. Wir sollten im Ausland gewesen sein, um unseren Horizont erweitert zu haben. Etwas studieren, das uns total ausfüllt. Einen Job erledigen, der uns nicht nur Geld sondern auch unendliches Glück bringt (außer Montags vielleicht). Und wenn man das alles noch nicht vorweisen kann, hat man das Gefühl, nur auf der Durchreise im Leben zu sein. Das man auf einer Durchreise keine feste Bindung eingehen will, ist irgendwie verständlich. Nur - heißt das, dass wir in Zukunft nur noch nebeneinander her reisen? Ab und an verbunden durch einen flüchtigen Kuss, eine verschwitzte Nacht, eine geflüsterte Liebeserklärung „dass es wunderschön war. Aber irgendwie will ich noch nicht so etwas festes“.

Sind wir auf der Suche nach diesem einen Moment, der uns so den Atem raubt, dass wir plötzlich aus dem Kettenkarussell aussteigen und uns festlegen möchten, vielleicht unfähig geworden, die vielen kleinen Moment zu einem großen zusammenzufassen? Einem, der uns ausreicht. Wegen welchem wir diesen Menschen wiedersehen möchten. Und wieder. Und wieder. Und uns auch nicht scheuen, uns kitschige Spitznamen, ganz eigene Rituale und unseren eigenen Rhythmus zu geben?

Das würde ich sehr sehr schade finden.

Ihr da draußen. Verliebt euch. Versucht es. Manchmal muss man seinem Herz einen Schubs geben, aber ein stotterndes Herz ist besser als eines, das für gar niemanden schlägt.