Mittwoch, 30. Juli 2014

Die Sache mit dem Weitermachen...

Dieser Beitrag ist einer ganz bestimmten Person gewidmet. Ich denke er oder sie weiß, dass er angesprochen ist.

Wir alle kennen das. Dieses Gefühl, dass eine Person wirklich der oder die „Eine“ für uns sein könnte. Bei der wir uns wohlfühlen, so sein können wie wir sind. Die uns durch die großen und kleinen Hürden des Alltags begleitet. Immer da ist. Die wir lieben.

Doch was ist, wenn dieses Gefühl bei dem Gegenüber immer weiter abebbt? Wenn das anfängliche so starke Gefühl der Liebe irgendwann nur noch einen schalen Nachgeschmack bei ihm hinterlässt? Manchmal hat man das Glück, dass man diese Entwicklung bemerkt. Dann kann man darüber sprechen, vielleicht etwas ändern. Manchmal wird man aber auch gänzlich davon überrascht. Wie eine Welle, die über einem zusammenschlägt und nach den Worten „Ich glaube, ich will das mit uns nicht mehr“ ist nichts mehr, wie es war. Die gemeinsamen Erinnerungen, die Zweisamkeit, die Routine des täglichen Lebens - alles weggespült.

Und plötzlich steht man ganz alleine da und muss sich wieder neu ordnen.

Es gibt Menschen, die können das ganz gut. Das sind oft jene Personen, die sich nicht gänzlich in einem anderen verloren haben. Denn wenn dieser andere dann geht, was bleibt von einem selbst? Wer aber auch in einer Beziehung Dinge macht, die nur für ihn selbst bestimmt sind, Freundschaften pflegt, sich Ziele steckt…der hat neben der Partnerschaft noch viele andere Säulen, auf die man sich stützen kann.

Dann gibt es wieder die, welche an ihre Beziehung ihr ganzes Lebensglück gebunden haben. Die sich immer wieder sagen „Aber es war doch alles gut“, selbst wenn nicht immer alles gut war. Und das Ende einfach nicht verstehen. Die ihr Leben einfach nicht fortsetzen, sondern immer und immer wieder die alten Seiten aufschlagen. Woran liegt es, dass manche Menschen nach einer Trennung nicht weitermachen können – oder wollen?

Ich denke, ein guter Teil davon ist Verklärung. Man kennt das: Am letzten Schultag kommt einem die gesamte Schulzeit plötzlich wunderbar und aufregend vor. Die Klassenkameraden waren toll, man hatte so viel Spaß zusammen und überhaupt war alles irgendwie super. Vergessen sind die hundert langweiligen Schulstunden, die fiesen Kommentare der anderen, als man bei einem Referat so einen blöden Hänger hatte, die vielen Momente als man sich morgens aus dem Bett quälen musste. An seinem letzten Tag dort denkt man nicht an diese Dinge. Denn nun steht man vor einem ganz neuen Kapitel, und da wirkt das alte, vertraute, plötzlich doch ziemlich angenehm. Man kennt es schließlich, hat es sich darin mit der Zeit bequem gemacht. So ist es meiner Meinung nach auch mit den Beziehungen, nachdem Schluss ist. Man denkt nicht an die Tage, in denen man sich furchtbare Sachen an den Kopf geworfen hat, als man den anderen auf den Mond hätte schießen können, als man selbst kurz davor war, zu gehen. Nein, man sieht sich die alten (natürlich glücklichen, wer fotografiert uns schon, während wir streiten?) Fotos an, hört das gemeinsame Lied und denkt…nur an die schönen Momente.

Um also wirklich über jemanden hinwegzukommen, muss man sich dem Ganzen in seiner Gesamtheit stellen. Bei meinem ersten Freund habe ich nach unserer (unschönen) Trennung ein kleines Notizbuch angelegt und auf jede Seite etwas geschrieben, was mich furchtbar an ihm oder uns gestört hat. Immer wenn ich drauf und dran war, das ganze wieder zu verklären und in Selbstmitleid zu vergehen, habe ich es mir durchgelesen. Das hilft tatsächlich! Wer sich nicht von der Illusion trennen kann, dass doch alles perfekt war, wird niemals weitergehen können. Wenn es so perfekt gewesen wäre, hätte man sich nicht getrennt – so einfach, aber auch hart, ist das.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist es meiner Ansicht nach, die Opferrolle zu verlassen. Es mag natürlich einfacher sein, sich ständig selbst zu bemitleiden und sich zu sagen, alles wäre gut, wäre nur der andere wieder bei einem. Aber so ist es eben nicht. Er wird mit aller Wahrscheinlichkeit nicht zurückkommen. Und das liegt in den meisten Fällen nicht nur an ihm. Es kommt sehr selten vor, dass jemand aus heiterem Himmel sagt „Du, heute Morgen bin ich aufgewacht und fand dich plötzlich ziemlich daneben“. Meistens ist es ein schleichender Prozess an dem man selbst nicht selten zu einem großen Stück beteiligt war. Vielleicht hatte dein Partner das Gefühl, sich immer um alles alleine kümmern zu müssen? Vielleicht haben sich im Laufe der Zeit die Prioritäten von euch verschoben? Vielleicht habt ihr irgendwann einfach nur noch nebeneinander her gelebt? Ich denke, dass man so etwas oft merkt, sich in den seltensten Momenten aber dem gerne stellt. Also macht man weiter, in der stillen Hoffnung, es werde schon alles wieder gut. Nur manchmal wird es das eben nicht. Dann hilft es, sich auch selbst zu fragen „Okay, was hätte ich anders machen können?“ oder „Woran sind wir gescheitert?“ Damit man in der nächsten Beziehung nicht wieder in die gleichen Fallen tappt. Und damit man aus der Passivität hinaus wieder in ein aktives Leben tritt. Wer sich nämlich selbst eine Rolle in dem Prozess der Trennung zuschreibt, der kann viel freier agieren. Und bemerkt irgendwann vielleicht, dass nicht „alles besser“ wäre, wenn der andere wieder da wäre. Es wäre nur alles wie vorher.

Leben und besonders Lieben heißt aber eben nicht, immer nur in der Komfortzone bleiben. Manchmal muss man genau diese verlassen und ziemlich hart auf die Schnauze fallen. Es gibt nunmal kein Licht ohne Schatten. Viele Dinge wüsste ich bei meinem Freund gar nicht so sehr zu schätzen, wenn ich nicht im Laufe der Zeit gelernt hätte, dass vieles davon nicht selbstverständlich ist. Bei vielen Dingen weiß ich (theoretisch) worauf ich selbst achten sollte. Was meine ganz persönlichen Schwächen sind, bei denen ich aufpassen muss, dass sie nicht zu groß werden. Das alles wüsste ich nicht, wenn sich nicht schon einmal jemand von mir getrennt hätte oder ich mich von ihm.

Weitermachen mag schmerzhaft, oft schwierig und vor allem anstrengend sein. Aber stehenbleiben ist keine Lösung. Die Welt um einen herum dreht sich nämlich weiter. Auch nach einer Trennung. Und das sollte man selbst irgendwann auch.

Mittwoch, 23. Juli 2014

Die Sache mit dem Krieg

Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt etwas zu diesem Thema schreiben soll. Bin ich bzw. sind wir in unserer westlichen Wohlstandswelt nicht viel zu wenig informiert, um die Lage des Ganzen erfassen zu können? Keiner von uns weiß, was es für ein Gefühl ist, wenn man täglich in der Angst leben muss, dass eine Bombe einschlägt, man erschossen wird, den Menschen die man liebt etwas passiert. Kann eine Seele – egal welchen Alters – es überhaupt verkraften, minütlich im Ausnahmezustand zu sein?

Warum ich trotzdem darüber schreiben möchte? Aus einem Grund: Wie wir mit dem Thema umgehen.

Meine Generation und auch jene davor ist damit aufgewachsen, dass um sie herum schlimme Dinge passieren und es medial überall präsentiert wird. Das erste Mal, dass mir dies so richtig bewusst wurde, war am 11. September 2001. Ich war elf Jahre alt und kam gerade vom Spielen bei einer Freundin nach Hause. Meine Mutter saß im Wohnzimmer und starrte einfach nur auf den Fernseher. Als ich mich dazusetzte, verstand ich glaube ich zum ersten Mal, dass es wirklich WIRKLICH schreckliche Dinge auf dieser Welt gibt.

Was soll ich sagen? Jetzt bin ich 24 und daran gewöhnt, beim Einschalten der Nachrichten veranschaulicht zu bekommen, wozu die Menschen und die Natur fähig sind. Man hat gelernt das Ganze zu filtern, nicht alles an sich heranzulassen. Ja, im Grunde sind die täglichen Nachrichten einfach eine Routine geworden. Es kam immer mal wieder vor das ein Ereignis so schlimm war, dass es uns nachhaltig beschäftigt hat. Dann las man drei Tage lang auf Facebook Beileidsbekundungen, spendete vielleicht und die Sache war irgendwann vergessen. Hilfsorganisationen können leider ein Lied davon singen, dass akute Katastrophen den Menschen viel Geld wert sind, um Hilfe zu leisten. Was natürlich gut ist, keine Frage. Dass dabei aber Gebiete, in denen quasi immer ein Ausnahmezustand herrscht, irgendwann einfach zur Normalität gehören, ist eine bittere Nebenwirkung. Und warum für etwas „Normales“ spenden?

In letzter Zeit sind auf Facebook, Twitter etc. besonders viele Posts zum Thema Nahostkonflikt zu finden. Syrien ist da fast schon wieder vergessen. Unter einem Post eines Bekannten von mir gab es sogar über 50 (!) Kommentare. Davon waren bestimmt die Hälfte Anfeindungen aller Art. Der andere habe ja keine Ahnung. Israel sei an allem Schuld. Die Hamas seien an allem Schuld. Wie kann man nur so doof sein und den Medien glauben, etc.

Im Grunde war es ein Krieg im Kleinen. Wenn man sich das Ganze genauer ansieht, kann man daraus ganz schön viel ableiten. Wie entsteht ein Krieg? Grob heruntergebrochen doch immer daraus, dass zwei Parteien unterschiedlicher Meinung sind. Mein Gott ist der Beste, dein Land eigentlich meins, deine Politik gefällt mir nicht. In diesen Facebook-Kommentaren (wenigstens soweit ich das herausgelesen habe), war kein einziges Mal davon die Rede, dass einige Punkte des anderen stimmen. Das man sich auf etwas einigen könnte. Nein, schon in diesem kleinen Konsens hat das nicht geklappt. Aber wie können Menschen, die raus auf die Straße gehen und gegen Israel, gegen die Hamas, gegen Juden etc. demonstrieren, wie können diese Menschen, die es SELBST nicht schaffen einen Schritt auf andere zuzugehen fordern, das ANDERE das machen? Wie kann ich einen Post veröffentlichen, der zeigt wie gut meine Meinung ist, und gleichzeitig denken, dass die andere Partei es eben nicht ganz genauso macht? Unser tägliches Leben besteht aus diesen Konflikten. Man muss sich nur mal die Politik angucken, und dabei ist es komplett egal welche Partei sie macht. Ich kenne keine einzige politische Organisation, die eine Idee der anderen Riege sofort gut finden würde. Selbst wenn sie gut ist. Zuerst muss man sich selbst etablieren, dann einen Fachkreis abhalten, nach einer achtstündigen Sitzung eine Pressekonferenz einberufen und dann entweder die Idee der anderen mit hanebüchenen Gründen schlecht machen oder sie leicht abgewandelt als eigene verkaufen.

Es ist wahrscheinlich naiv zu denken, dass sich in dieser Sache etwas ändern wird. Im Kleinen nicht und erst recht nicht im Großen. Kein Mensch wird meinen Blog lesen und danach denken „Hey stimmt, so blöd sind die anderen doch gar nicht, lasst uns einfach das Kriegsbeil begraben“. Aber da draußen sterben Persönlichkeiten. Kinder, Familien. Keine „70 Zivilisten“ sondern vielleicht ein kleines Mädchen, welches sich irrsinnig auf seine neue kleine Schwester gefreut hat. Ein Vater, der endlich in den Ruhestand gehen wollte, um mehr Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Lebensgeschichten. Ich weiß nicht, ob es da wirklich darum geht, welcher von unseren Facebookposts dazu jetzt mehr Likes hat und wessen Weltanschauung wir besser oder schlechter finden. Es ist gut, dass wir uns damit beschäftigten. Aber wir sollten aufhören, uns deshalb selbst zu bekriegen.

Man denkt vielleicht, man kann hier sowie nichts tun. Aber schon wenn es darum geht, ob deine Stadt Flüchtlinge aufnimmt, ist das Thema plötzlich verdammt nah. Und leider auch sehr viele Menschen dann wieder ganz anderer Meinung. „Was, die? Unsere Sozialleistungen? Geht’s noch? Schmarotzer!“. In Karlsruhe wird das Flüchtlingsheim immer wieder bedroht, einmal sogar mit einer selbstgebastelten Bombe. Ich wette, dass bestimmt eine Person, die über die Flüchtlinge in ihrer Stadt den Kopf schüttelt, irgendwo anders „die armen Kriegsopfer“ bedauert und sagt „man müsse da ja mal was machen“. Wenn ihr mich fragt, ist das richtig schlimme an dieser Sache oft die Doppelmoral. Denn, um es in den Worten von „Wir sind Helden“ zu sagen, auch für uns gilt:

Der Krieg kommt schneller zurück, als du denkst

Du kriegst zurück, was du verdrängst

Der Krieg kommt schneller zurück, als du denkst

Du kriegst zurück, was du verdrängst

Wie weit ist weit genug weg

Wie weit ist weg?

Na warte

Wie weit ist weit genug weg

Zehn Finger breit auf der Karte

Freitag, 18. Juli 2014

Die Sache mit den Beziehungen...

Letzte Woche war ich mit meiner besten Freundin verabredet und Thema waren irgendwann – wie sollte es auch anders sein – Männer. Sie ist seit einem knappen Jahr Single, ich seit fast zwei Jahren vergeben. Dabei fiel uns vor allem eins aus: Unsere Gesellschaft (jedenfalls jene in unserem Alter) scheint sich irgendwie zu spalten...und zwar in zwei Sorten:

1. Die Menschen, die in einer Beziehung sind und mittlerweile immer früher heiraten, Zukunftspläne schmieden, etc.

2. Die Menschen (uns kam es so vor als seien es vor allem Männer, aber das kann an unserer weiblichen Weltanschauung liegen ;), die Single sind und bei denen sich das in absehbarer Zeit, freiwillig oder unfreiwillig, auch nicht ändern wird.

Meine beste Freundin z. B. ist in einer besonders verzwickten Situation. Sie kommt gerade erst aus Amerika zurück, wo sie für zwei Jahre gelebt hat. Vor diesen zwei Jahren wollten sie keine feste Bindung, weil sie bald nach Amerika gegangen wäre. In Amerika wiederum war es schwierig, weil sie ja auf jeden Fall wieder nach Deutschland zurückkehren wollte. Und jetzt ist es kompliziert, weil sie noch nicht weiß, in welcher Stadt in Deutschland sie ihr Studium anfängt. Ich kenne auch Menschen, die sich immer wieder in halbgare Romanzen stürzen, weil für eine richtige feste Sache ihr Leben eigentlich noch viel zu ungeordnet ist. Vielleicht will man ja spontan ein Jahr in Thailand verbringen? Oder in ein Schweigekloster? Oder doch noch mal das Studienfach wechseln und spontan in eine andere Stadt ziehen? Das sind alles ganz viele „Ich könnte“. Und eine Person neben einem macht auch diesem „Ich könnte“ ganz schnell ein „Kann ich wirklich?“ Denn da ist ja dann noch jemand anderes. Den man im besten Falle liebt. Der wiederum auch sein eigenes Leben hat. Und vielleicht so gar keine Lust auf Thailand. Wenn einem scheinbar die ganze Welt offensteht, warum sollte ich mich dann so frühzeitig an eine Person und damit meist auch an einen Ort, einen Lebensstil binden? Und wenn, muss es sich doch bitte auch richtig lohnen. Kompromisse sind da eher ungern gesehen. Wenn schon doch etwas feste, dann darf es bitteschön auch nur das Beste vom Besten sein. Und weil so etwas nur schwer bis gar nicht zu finden ist, bleibt man eben alleine, mingelt so vor sich hin oder benefiert seine Freunde.

Dann wiederum gibt es in meinem Freundes- und Bekanntenkreis gerade sehr viele Paare, bei denen es „richtig ernst“ wird. Verlobung, Hochzeit, Kinder. Alle sind unter 30, einige sogar weit darunter. Die Medien suggerieren mir, dass das alles immer weiter nach hinten verschoben wird, aber in meinem Umkreis wird mir genau das Gegenteil gezeigt. Als ich 21 und Single war habe ich mich mit einer damaligen Kollegin unterhalten, die vergeben war und seit geraumer Zeit darauf wartete, dass ihr Freund ihr einen Antrag machte. Um ganz ehrlich zu sein, habe ich das damals nicht wirklich nachvollziehen können. Insgeheim dachte ich mir „Oh Gott, was hat man denn dann noch groß vor sich? Wenn man so jung schon heiratet und Kinder kriegt, bleiben einem doch gar nicht mehr viele weitere große Schritte im Leben…Reihenhaus, Kind, Hund. Soll es das dann gewesen sein?“ Im Nachhinein ziemlich arrogant. Diese Kollegin ist mittlerweile verheiratet und erwartet gerade das zweite Kind. Auf mich wirkt sie verdammt glücklich. Und obwohl ich selbst jetzt immer noch lange nicht heiraten muss, verstehe ich inzwischen sehr viel besser, was sie damals meinte. Wenn man in der heutigen Zeit jemanden gefunden hat den man liebt, möchte man das ganze irgendwie „festhalten“. Alles um uns herum ist so schnelllebig und – ja, auch vergänglich – geworden, es ist schön, wenn man dann sicher sein kann, dass wenigstens der Partner an seiner Seite gesetzt ist. Und auch wenn es mittlerweile unendlich viele Lebensstile für eine Partnerschaft gibt…eine Hochzeit ist immer noch das klassischste und wahrscheinlich auch schönste Zeichen, dass man hier jemanden gewonnen hat, den man ein Leben lang behalten möchte.

Ich habe einen Freund von mir gefragt, wann ihm denn bewusst wurde, dass er seiner Freundin einen Antrag machen möchte. Er sagte zu mir „Ganz am Anfang dachte ich immer, jetzt noch nicht, erst muss das mit meiner Arbeit geklärt sein“ Dann verging eine Zeit und die Jobsituation wurde wieder umgeworfen, weil er doch noch die Chance bekam, seinen Traumberuf erlernen zu dürfen. Und dann dachte er sich „Jetzt stehe ich zwar auch wieder ganz am Anfang, aber eigentlich ist doch immer etwas, warum also nicht jetzt?“. Ich finde, er hat Recht. Tatsächlich kann es immer sein, dass man einen neuen Job bekommt, in eine andere Stadt ziehen möchte, vielleicht plötzlich Lust auf eine Weltreise bekommt. Aber sollten uns diese Dinge davon abhalten, im Hier und Jetzt jemanden zu haben? Wäre es nicht schade, wenn man das ganze Leben auf ein „Aber vielleicht möchte ich ja“ aufbaut, und darum die Liebe, diese eine ganz spezielle Art von Liebe, die so etwas aushält, verpasst?

Ich will damit nicht sagen, dass man jeden gleich heiraten muss oder Zukunftspläne für die nächsten zehn Jahre schmieden soll. Aber je älter ich werde, desto mehr wird mir eins klar: Eine Heirat mag tatsächlich ein Meilenstein sein, ein Kind auch. Genauso wie ein neues Studium. Der richtige Job. Das eine Jahr Work&Travel in Australien. Aber unser Leben wird hoffentlich noch viele Sachen bereithalten für uns, viele große und kleine Schritte. Und es ist doch ziemlich schön, wenn jemand dabei neben einem geht. Wenn du also jemanden kennenlernst, der dich in genau diesen Momenten, wenn ihr zusammen seid, glücklich macht…vielleicht reicht das dann schon? Vielleicht muss man dann gar keine Grenzen ziehen, um genug Freiraum für ein „Ich könnte“ zu haben. Weil irgendwann vielleicht ein „Wir könnten“ daraus wird“.

Freitag, 11. Juli 2014

Die Sache mit dem Internet...

Keine Frage. Das Internet ist eine super Sache. Wie sonst könnte ich diesen Blog schreiben und ihr könnt ihn dann von überall her aufrufen? Früher hätte ich dafür alles mühsam auf eine Papyrusrolle schreiben müssen und damit von Dorf zu Dorf laufen. Viel zu aufwendig. Überhaupt fragt man sich ja manchmal, wie die Leute damals ihr Leben gemeistert haben. Kamen die etwa immer pünktlich zu Treffpunkten? Was ist, wenn man schrecklich verliebt war, die Brieftaube aber einen leichten Knacks hatte und das mühevoll dahingehauchte Liebesgedicht an den falschen Typen ablieferte? Fragen über Fragen.

Stattdessen stehen wir heute aber einem ganz anderen Problem gegenüber:

Die Digitalisierung unserer persönlichen Beziehungen.

Damit meine ich jetzt nicht nur, dass es Menschen gibt, die 1249 Facebook-Freunde haben und Samstagsabends trotzdem einsam vor dem Fernseher sitzen. Nein, ich meine jenes Problem, dass uns alle jeden Tag betrifft.

Einmal bin ich vor lauter „Facebook-Nachrichten“-lesen gegen ein Absperrgitter gelaufen. Und das Lachen der Menschen herum war ziemlich unvirtuell – will meinen: Real. Wie oft schaut man bei einem Treffen mit Freunden, bewusst oder unbewusst, „nur mal kurz“ auf sein Smartphone (Man bemerke den korrekten Begriff, ein schnödes „Handy“ hat ja heutzutage fast niemand mehr), oder schreibt „ganz schnell“ jemanden noch etwas auf Whatsapp. Was würden wir während Bahnfahrten machen, wenn wir nicht Musik hören und die aktuellen News unserer Freunde lesen könnten? Und wie oft hatte ich schon Streit mit meinem Freund, weil er während des gemeinsamen Film schauen dann doch irgendwann den Laptop auf seinem Schoß hatte oder wir zu spät kamen weil „diese Mail unbedingt noch jetzt rausmuss“. Gerade diese vielen Diskussionen haben mir deutlich gezeigt, dass die virtuelle Welt ganz real unser tägliches Leben beeinflusst. Und leider nicht nur positiv.

Natürlich ist es schön, dass ich während meiner Pendlerei Hörbucher der wunderbaren Maria Koschny hören kann. Aber früher habe ich dabei einfach nur nachgedacht und manchmal sogar selbst geschrieben. Heute ist vieles ein aktives passiv sein. Ich laufe AKTIV die Straße entlang, bin aber dabei nur mit halbem Kopf bei den Dingen um mich herum, weil ich mich ja gerade PASSIV in der virtuellen Welt herumtreibe. Die oft weit weniger spannend ist, als wir meinen. Mein Freund hat mich einmal gefragt, was mich eigentlich so sehr daran stört, dass er bei unserem DVD-Abend nebenher noch den Laptop benutzt, er schaue den Film ja trotzdem. Vielleicht stehe ich mit meiner Meinung ja alleine da, aber ich finde: Eben nicht.

Es ist genauso sinnvoll, dass man bei einem Film nicht zwischendurch auf sein „Smartphone/Tablet/Notebook/Laptop/Kindle/bitte fügen sie eine beliebige technologische Neuheit hinzu“ schaut, wie dass man beim Autofahren nicht mit dem Handy simsen oder telefonieren sollte. Man DENKT dass man den Film schaut, aber in Wahrheit geht bei den „kurzen Blicken“ auf das elektronische Gerät seiner Wahl ganz schön viel Zeit drauf. Und man verliert verdammt viel Intimität. Ich kann es nicht anders beschreiben, aber obwohl wir ja „nur“ gemeinsam einen Film geschaut haben, habe ich mich gefühlt, als ob er während einer Unterhaltung mit mir auf einem Ohr Radio hören würde. Man lacht fünf Sekunden später über den lustigen Witz und ist mit seiner Aufmerksamkeit weder richtig bei dem einen, noch bei dem anderen.

Ich selbst erwische mich auch oft dabei, wie ich alle fünf Minuten meine Facebook-Seite aufrufe. Es könnte ja sein, dass irgendetwas Spannendes passiert ist. Und es ist so eine herrlich schöne „Nebenbei-Aktivität“. Man hat das Gefühl, man macht etwas, obwohl es im Grunde nur sinnloser Zeitvertreib ist. Hätte ich die gesamte Zeit dafür in das Schreiben meines Buches gesteckt – wer weiß, vielleicht wäre ich dann schon fertig?

Wo liegt jetzt also die Grenze zwischen normalem Nutzungsverhalten und den Anfängen einer „Internetritis“`? Ich finde, überall dort, wo du von echten Menschen umgeben bist. Dann sollten diese eindeutig Vorrang haben. Das heißt, beim Treffen mit deiner besten Freundin kannst du auch noch später auf eine Whatsapp-Nachricht antworten. Der andere wird es überleben. Und wenn du einen Film schaust, schaust du einen Film. Im Kino wird man schließlich auch böse angeraunt, wenn man sein Handy benutzt. Ich habe da selbst noch einiges zu lernen, aber einer Tatsache bin ich mir ganz sicher: Keine Whatsapp-, Facebook- oder wasauchimmer-Meldung ist so relevant, dass ich deswegen einer anderen Person das Gefühl geben möchte, gerade weniger wichtig zu sein. Und wenn es doch so sein sollte, dann muss ich mir entweder Gedanken über die Beziehung von mir und meinem Handy oder mir und dieser Person machen…

Und falls ihr diesen Blog gerade in Anwesenheit eines anderen Menschen gelesen habt: Schämt euch was :D Oder redet hinterher darüber...dann schämt euch nur ein bisschen ;)

Donnerstag, 3. Juli 2014

Die Sache mit den Meinungen...

Mir sind in den letzten 24 Stunden zwei Dinge passiert, die mich sehr zum Nachdenken angeregt haben. Gestern Abend hat eine Person, die sich schon öfter negativ über meine Posts auf Facebook geäußert hat, einen nennen wir es mal „seminetten Kommentar“ bei mir hinterlassen. Zuerst war ich verletzt. Dann fühlte ich mich ein wenig an mich erinnert. Früher hatte ich Leute in meiner Freundesliste, deren Posts mich tagtäglich nervten, aber statt sie einfach zu löschen, regte ich mich immer schön weiter auf. Es hatte auch etwas amüsantes, sich darüber lustig zu machen. Es ist ein wenig, wie RTL2 gucken und sich über die bescheuerte Schauspielkunst auszulassen – aber dennoch nicht umzuschalten. Irgendwann beschloss ich dann aber, dass dies weder der anderen Person noch mir etwas bringt. Es gibt Menschen, deren Gefühle, tagtäglichen Erlebnisse, ob groß oder klein, und Meinungen interessieren mich. Weil ich sie mag, sie zu meinem Leben gehören und ich mich darüber freue, von ihnen zu lesen. Wenn dich Kommentare und Mitteilungen von anderen Leuten aber nerven ist es ziemlich wahrscheinlich, dass sie eben keine Rolle in deinem Leben spielen sollten.

Ich habe besagter Person also folgende Nachricht geschrieben:

Personen, deren Posts mich nerven (so wie es dir mit mir zu gehen scheint) lösche ich übrigens. Spart beiden eine Menge Energie ;)

Darauf bekam ich folgende Nachrichten:

Ja ich habe nur auf den richtigen Moment gewartet, der ist jetzt. Machs gut!

Du magst ja ganz nett sein aber stimmt, dein Internet-ich ist unerträglich für mich. Also sei nicht traurig, wir passen einfach nicht zusammen :D ( und bitte, bitte mach dir ein paar mehr Gedanken über Politik)

Jetzt kommt der Teil, der mich nachdenklich gemacht hat: Mein Text oben klingt furchtbar abgeklärt und weise. Aber NATÜRLICH haben mich ihre wiederkehrenden Kommentare nachdenklich gestimmt. Poste ich zu viel Mist? Interessiert es überhaupt irgendjemanden, was in meinem - im Großen und Ganzen betrachteten ja doch eher unwichtigem - Leben vor sich geht? Und denken vielleicht so wie sie auch Menschen über mich, die mir sehr wichtig sind? Einerseits möchte ich nicht, dass da draußen zwanzig Menschen tagtäglich meine Facebook-Seite aufrufen und denken „Gott, das Mädel ist so unterbelichtet, da hilft selbst eine LED-Leuchte nichts mehr“, andererseits möchte ich auch nicht darauf verzichten, Momente meines Lebens mit anderen zu teilen. Ich mag diese vielen kleinen Dingen, die mir und anderen passieren, die mal lustig, mal traurig sind und die man dank Facebook, Twitter und Co. innerhalb weniger Sekunden in die Welt hinausschreiben kann. Dennoch bin ich heute Morgen mit dem unbestimmten Gefühl aufgewacht, dass ich nicht genau weiß, ob ich z. B. diesen Blog wirklich weiterführen oder meine Facebook-Geschichten etwas zurückschrauben sollte.

Dann ist mir auf dem Weg zu meinem Arbeitsplatz in Stuttgart folgendes passiert:

Ich bin Pendlerin und habe eigentlich immer mein Tablet oder ein Buch dabei. Ich gehöre zu den Leuten, die auch im Zug lachen oder vor sich hin kichern, wenn etwas besonders lustig ist. Ich kann einfach nicht anders, wenn etwas lustig ist, muss es raus. Habt ihr schonmal ein Kinsella-Buch gelesen, ohne laut zu lachen? Seht ihr? Heute Morgen habe ich im Zug jedenfalls erst gelesen und dann auf dem Weg zu meinem Bäcker Hörbuch gehört, als mir plötzlich jemand auf die Schulter tippte. Ich drehte mich um, nahm meine Ohrstöpsel heraus und lächelte einigermaßen freundlich (so gut das ohne morgendlichen Kaffee bzw. bei mir ohne heiße Schokolade eben geht ;)) Es war ein Mann um die 30 und was er mir sagte, haute mich echt ein bisschen um. Er sagte, er habe mich schon öfter im Zug gesehen und ich sei ja immer mit meinem Tablet oder Buch unterwegs. Er wollte mir nur mal sagen, dass es ihn immer so freut, wenn ich mich so über das amüsiere was ich da lese bzw. höre und dass er das sehr erfrischend findet. Er hatte schon öfter versucht auf sich aufmerksam zu machen, aber ich sei immer so vertieft gewesen, jetzt hätte er es eben so versucht.

Ganz ehrlich, dieser Mann (Antony, danke nochmal, falls er das irgendwann mal lesen sollte) kam mir – so kitschig es klingt – ein bisschen vor, wie ein Zeichen. Denn ganz ehrlich: Warum erzählen wir Sachen von uns auf Facebook, teilen mehr oder weniger intensiv unsere Gemütszustände, Essensangewohnheiten und Aufreger des Tages mit. Weil wir erreichen wollen. Mit anderen kommunizieren, verstanden werden und selbst verstehen. Und als dieser Mann das heute zu mir sagte wurde mir eines klar: Es wird immer IMMER Menschen geben, die dass, was wir machen absolut bescheuert finden werden. Egal was wir tun und wie wir uns verhalten, einigen wird es immer missfallen. Wir sind eben nicht alle gleich, und das ist ja auch verdammt gut so. Aber es gibt auch Menschen, die sehen und lesen gerne dem zu, was du machst. Denen zaubert es vielleicht ein Lächeln ins Gesicht, sie werden zum Nachdenken angeregt oder lenken sich damit kurz vom öden Alltag ab. Solange es also nur eine Person gibt, bei der meine Geschichten genau das bewirken, mache ich weiter. Weil mir diese Emotionen zehntausendmal wichtiger sind, als die weniger tollen. Es ist nicht falsches daran, sein Leben mit den anderen zu teilen. Man sollte es wohl nur mit den richtigen Leuten machen. Dieser Gedanke hat mich wahnsinnig aufgebaut. So sehr, dass ich es doch tatsächlich mal wieder geschafft haben, einen Blogeintrag fertig zu schreiben. Vielleicht bekommen ja die vielen anderen angefangenen und in der Mitte beendeten und somit unveröffentlichten Blogs jetzt eine zweite Chance ;)

Eine Bitte habe ich aber: Wenn ihr auch solche Personen wie ganz oben beschrieben in eurer Freundesliste habt oder es euch sogar mit mir so geht: Löscht sie/mich doch einfach. Und beschäftigt euch mit den Menschen, deren News euch wirklich am Herzen liegen. Das würde die (Facebook-)Welt ein kleines bisschen netter machen. Und manchmal ist ein kleines bisschen mehr, als man erwarten kann!