Mittwoch, 19. November 2014

"Deutschlands beste Sekretärin" - ein Erfahrungsbericht

Mit ganzen zwei Wochen Verspätung kommt nun endlich der Bericht über meine Teilnahme am Wettbewerb "Deutschlands beste Sekretärin". Bitte entschuldigt die Verspätung, wir hatten eine große Veranstaltung hier in Stuttgart und ich war ziemlich eingespannt. Dafür gibt es gleich morgen den nächsten Beitrag, es gibt nämlich so einige News bei mir. Ihr dürft also gespannt sein :)

Am 21. Oktober 2014 geht es los: Ich sitze im Flieger auf dem Weg nach Hamburg, wo das große Finale zum Wettbewerb „Deutschlands beste Sekretärin“, der seit 2006 vom Büroartikelhersteller Leitz ausgelobt wird, stattfindet. Sicher in Hamburg gelandet treffe ich zufällig auf die zuständige Organisatorin von Leitz, die den gleichen Flug wie ich genommen hat. Auf dem Weg zum Hotel erfahre ich, dass der aus den Niederlanden stammende Geschäftsführer von Leitz sich gefragt hat, warum es Auszeichnungen für Manager gibt, aber nie für die Personen dahinter. So kam ihm die Idee zu diesem Wettbewerb. Ich finde dieses Engagement super, denn viel zu oft lautet das Klischee zu uns Sekretärinnen doch immer noch „die kochen ja sowieso nur Kaffee und machen Kopien“. Kaffee kochen übernimmt bei uns der Kaffeeautomat und Kopien machen ist nun wirklich nicht der Hauptanteil meines Jobs. Zeit also, dieses Vorurteil endlich aus dem Weg zu räumen ;)

Als wir im Hotel ankommen sind, bin ich erst einmal ziemlich erschlagen. Es ist riesig, liegt direkt an der Reeperbahn und mit dem Lichtsystem in meinem Zimmer muss ich auch erst noch warm werden. Ein bisschen fühlt man sich wie in einem „Hollister“-Store: sehr dunkel, sehr groß. Und zwischendrin eine sehr unschlüssige Jasmin die sich fragt, ob es wirklich das Konzept des Zimmers sein soll, dass selbst die Dusche quasi nur durch einen Funken erhellt wird. Nachdem ich dann aber doch die Tücken der Technik überlistet habe, mache ich mich für das Abendessen mit den anderen Teilnehmerinnen fertig. Der eigentliche Wettbewerb findet erst morgen statt, es bleibt also noch genug Zeit, so richtig nervös zu werden. Wir treffen uns alle unten im Foyer, auch die Jury begrüßt uns dort. Die Stimmung ist super, die Gespräche sehr interessant und vor allem das Essen ist ein echtes Highlight. Dafür, dass Sushi mir - wie ich bei der Vorspeise feststelle - leider nicht wirklich schmeckt und ich an meinem Bissen gefühlte zehn Stunden rumkaue, kann der Chefkoch ja nichts. Warum steht dazu eigentlich nichts im Knigge? "Wie spucke ich möglichst galant einen Bissen aus, der sich in meinem Mund gerade verdreifacht?" DAS sind die Dinge, die man in solchen Situationen wirklich wissen muss. Dafür ist das restliche Menü umso besser. Für mich hat sich der Wettbewerb also schon jetzt gelohnt. Es ist spannend zu hören, was die Aufgabengebiete der anderen neun Teilnehmerinnen sind, mit welchen „Cheftypen“ sie zusammenarbeiten und welche Stationen sie schon hinter sich haben. Obwohl es ein langer Abend wird, kann ich später einfach nicht einschlafen. Die Aufregung ist dann doch größer, als ich dachte. Am nächsten Morgen, nach gefühlten zwei Stunden Schlaf geht es endgültig los. Gut, dass es Concealer gibt, meine Augenringe sind quasi größer als meine Augen selbst. Nach dem Auschecken geht es für uns alle zu der eigentlichen Location des Wettbewerbs, das 20. Stockwerk eines Towers direkt an der Elbe. Wir lernen die (sehr nette) Moderation Rebecca Mir kennen, einige holen sich Autogramme, die Presse trifft ein und dann fangen wir auch schon an. Täterätäää!

In 5er Gruppen aufgeteilt müssen wir verschiedene Aufgaben lösen, immer begleitet von den wachsamen Augen der Jury und vor allem – einem Haufen Kameras. Obwohl ich Theater spiele, macht mir schon bei der ersten Aufgabe meine Aufregung einen Strich durch die Rechnung und vor lauter Zittern bekomme ich gar nicht richtig mit, was ich eigentlich tun soll. Als wir bei Aufgabe Nummer drei auf Englisch in fünf Minuten einen Anfrage an den Apple-Chef formulieren sollen, warum wir unbedingt eine Woche vor allen anderen die Verkaufsrechte am neuen IPhone 6 brauchen, tippe ich gefühlt zehnmal langsamer als sonst. Es ist eben doch etwas anderes, vor so vielen Leuten zu „arbeiten“, als in meinem Büro in Stuttgart. Die nächste Aufgabe, ein Rollenspiel, ist dann aber mehr meins. Ich soll Rebecca Mir davon überzeugen, von ihrer variablen Vergütung fünfzig Prozent an eine gemeinnützige Organisation, genau genommen eine für Bäume, zu spenden. Das macht sogar richtig Spaß, und als einige Presseleute lachen und ein Mitglied der Jury anerkennend den Daumen hebt weiß ich immerhin, dass ich nicht alle Aufgaben vergeigt habe. Zwischen den Aufgaben gibt es immer wieder Pausen in denen wir interviewt werden und die häufigste Frage ist - große Überraschung - ob wir denn auch Kaffee für unsere Chefs kochen. Auch wenn es bei den Leuten von Leitz angekommen ist, dass wir Assistentinnen weit mehr sind als nur die Tante am Kopierer, bei den Journalisten gibt es da noch einigen Nachholbedarf. Vielleicht, weil die meisten von ihnen keine haben? Um 13:00 Uhr ist dann auch schon wieder alles zu Ende und die Sieger werden bekanntgegeben. Für eine Platzierung reicht es am Ende wirklich nicht, die Plätze eins bis drei werden ausgezeichnet, wir Restlichen teilen uns sozusagen den vierten Platz. Obwohl mich die erste Aufgabe, die ich vor lauter Aufregung komplett falsch verstanden habe ärgert, ist die Enttäuschung schnell vergessen. Dafür war das Erlebnis insgesamt einfach zu toll. Allein die Reise nach Hamburg (Hamburg!!) und die vielen netten „Kolleginnen“, die ich kennengelernt habe, waren die Bewerbung wert. Wenn ihr also eine Sekretärin kennt oder selbst eine seid: Bewerbt euch! Man hat nichts zu verlieren und die Erfahrung ist einfach klasse. Und wenn ihr Tipps braucht: dafür habt ihr ja jetzt mich ;)

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