Freitag, 18. Juli 2014

Die Sache mit den Beziehungen...

Letzte Woche war ich mit meiner besten Freundin verabredet und Thema waren irgendwann – wie sollte es auch anders sein – Männer. Sie ist seit einem knappen Jahr Single, ich seit fast zwei Jahren vergeben. Dabei fiel uns vor allem eins aus: Unsere Gesellschaft (jedenfalls jene in unserem Alter) scheint sich irgendwie zu spalten...und zwar in zwei Sorten:

1. Die Menschen, die in einer Beziehung sind und mittlerweile immer früher heiraten, Zukunftspläne schmieden, etc.

2. Die Menschen (uns kam es so vor als seien es vor allem Männer, aber das kann an unserer weiblichen Weltanschauung liegen ;), die Single sind und bei denen sich das in absehbarer Zeit, freiwillig oder unfreiwillig, auch nicht ändern wird.

Meine beste Freundin z. B. ist in einer besonders verzwickten Situation. Sie kommt gerade erst aus Amerika zurück, wo sie für zwei Jahre gelebt hat. Vor diesen zwei Jahren wollten sie keine feste Bindung, weil sie bald nach Amerika gegangen wäre. In Amerika wiederum war es schwierig, weil sie ja auf jeden Fall wieder nach Deutschland zurückkehren wollte. Und jetzt ist es kompliziert, weil sie noch nicht weiß, in welcher Stadt in Deutschland sie ihr Studium anfängt. Ich kenne auch Menschen, die sich immer wieder in halbgare Romanzen stürzen, weil für eine richtige feste Sache ihr Leben eigentlich noch viel zu ungeordnet ist. Vielleicht will man ja spontan ein Jahr in Thailand verbringen? Oder in ein Schweigekloster? Oder doch noch mal das Studienfach wechseln und spontan in eine andere Stadt ziehen? Das sind alles ganz viele „Ich könnte“. Und eine Person neben einem macht auch diesem „Ich könnte“ ganz schnell ein „Kann ich wirklich?“ Denn da ist ja dann noch jemand anderes. Den man im besten Falle liebt. Der wiederum auch sein eigenes Leben hat. Und vielleicht so gar keine Lust auf Thailand. Wenn einem scheinbar die ganze Welt offensteht, warum sollte ich mich dann so frühzeitig an eine Person und damit meist auch an einen Ort, einen Lebensstil binden? Und wenn, muss es sich doch bitte auch richtig lohnen. Kompromisse sind da eher ungern gesehen. Wenn schon doch etwas feste, dann darf es bitteschön auch nur das Beste vom Besten sein. Und weil so etwas nur schwer bis gar nicht zu finden ist, bleibt man eben alleine, mingelt so vor sich hin oder benefiert seine Freunde.

Dann wiederum gibt es in meinem Freundes- und Bekanntenkreis gerade sehr viele Paare, bei denen es „richtig ernst“ wird. Verlobung, Hochzeit, Kinder. Alle sind unter 30, einige sogar weit darunter. Die Medien suggerieren mir, dass das alles immer weiter nach hinten verschoben wird, aber in meinem Umkreis wird mir genau das Gegenteil gezeigt. Als ich 21 und Single war habe ich mich mit einer damaligen Kollegin unterhalten, die vergeben war und seit geraumer Zeit darauf wartete, dass ihr Freund ihr einen Antrag machte. Um ganz ehrlich zu sein, habe ich das damals nicht wirklich nachvollziehen können. Insgeheim dachte ich mir „Oh Gott, was hat man denn dann noch groß vor sich? Wenn man so jung schon heiratet und Kinder kriegt, bleiben einem doch gar nicht mehr viele weitere große Schritte im Leben…Reihenhaus, Kind, Hund. Soll es das dann gewesen sein?“ Im Nachhinein ziemlich arrogant. Diese Kollegin ist mittlerweile verheiratet und erwartet gerade das zweite Kind. Auf mich wirkt sie verdammt glücklich. Und obwohl ich selbst jetzt immer noch lange nicht heiraten muss, verstehe ich inzwischen sehr viel besser, was sie damals meinte. Wenn man in der heutigen Zeit jemanden gefunden hat den man liebt, möchte man das ganze irgendwie „festhalten“. Alles um uns herum ist so schnelllebig und – ja, auch vergänglich – geworden, es ist schön, wenn man dann sicher sein kann, dass wenigstens der Partner an seiner Seite gesetzt ist. Und auch wenn es mittlerweile unendlich viele Lebensstile für eine Partnerschaft gibt…eine Hochzeit ist immer noch das klassischste und wahrscheinlich auch schönste Zeichen, dass man hier jemanden gewonnen hat, den man ein Leben lang behalten möchte.

Ich habe einen Freund von mir gefragt, wann ihm denn bewusst wurde, dass er seiner Freundin einen Antrag machen möchte. Er sagte zu mir „Ganz am Anfang dachte ich immer, jetzt noch nicht, erst muss das mit meiner Arbeit geklärt sein“ Dann verging eine Zeit und die Jobsituation wurde wieder umgeworfen, weil er doch noch die Chance bekam, seinen Traumberuf erlernen zu dürfen. Und dann dachte er sich „Jetzt stehe ich zwar auch wieder ganz am Anfang, aber eigentlich ist doch immer etwas, warum also nicht jetzt?“. Ich finde, er hat Recht. Tatsächlich kann es immer sein, dass man einen neuen Job bekommt, in eine andere Stadt ziehen möchte, vielleicht plötzlich Lust auf eine Weltreise bekommt. Aber sollten uns diese Dinge davon abhalten, im Hier und Jetzt jemanden zu haben? Wäre es nicht schade, wenn man das ganze Leben auf ein „Aber vielleicht möchte ich ja“ aufbaut, und darum die Liebe, diese eine ganz spezielle Art von Liebe, die so etwas aushält, verpasst?

Ich will damit nicht sagen, dass man jeden gleich heiraten muss oder Zukunftspläne für die nächsten zehn Jahre schmieden soll. Aber je älter ich werde, desto mehr wird mir eins klar: Eine Heirat mag tatsächlich ein Meilenstein sein, ein Kind auch. Genauso wie ein neues Studium. Der richtige Job. Das eine Jahr Work&Travel in Australien. Aber unser Leben wird hoffentlich noch viele Sachen bereithalten für uns, viele große und kleine Schritte. Und es ist doch ziemlich schön, wenn jemand dabei neben einem geht. Wenn du also jemanden kennenlernst, der dich in genau diesen Momenten, wenn ihr zusammen seid, glücklich macht…vielleicht reicht das dann schon? Vielleicht muss man dann gar keine Grenzen ziehen, um genug Freiraum für ein „Ich könnte“ zu haben. Weil irgendwann vielleicht ein „Wir könnten“ daraus wird“.

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