Freitag, 11. Juli 2014

Die Sache mit dem Internet...

Keine Frage. Das Internet ist eine super Sache. Wie sonst könnte ich diesen Blog schreiben und ihr könnt ihn dann von überall her aufrufen? Früher hätte ich dafür alles mühsam auf eine Papyrusrolle schreiben müssen und damit von Dorf zu Dorf laufen. Viel zu aufwendig. Überhaupt fragt man sich ja manchmal, wie die Leute damals ihr Leben gemeistert haben. Kamen die etwa immer pünktlich zu Treffpunkten? Was ist, wenn man schrecklich verliebt war, die Brieftaube aber einen leichten Knacks hatte und das mühevoll dahingehauchte Liebesgedicht an den falschen Typen ablieferte? Fragen über Fragen.

Stattdessen stehen wir heute aber einem ganz anderen Problem gegenüber:

Die Digitalisierung unserer persönlichen Beziehungen.

Damit meine ich jetzt nicht nur, dass es Menschen gibt, die 1249 Facebook-Freunde haben und Samstagsabends trotzdem einsam vor dem Fernseher sitzen. Nein, ich meine jenes Problem, dass uns alle jeden Tag betrifft.

Einmal bin ich vor lauter „Facebook-Nachrichten“-lesen gegen ein Absperrgitter gelaufen. Und das Lachen der Menschen herum war ziemlich unvirtuell – will meinen: Real. Wie oft schaut man bei einem Treffen mit Freunden, bewusst oder unbewusst, „nur mal kurz“ auf sein Smartphone (Man bemerke den korrekten Begriff, ein schnödes „Handy“ hat ja heutzutage fast niemand mehr), oder schreibt „ganz schnell“ jemanden noch etwas auf Whatsapp. Was würden wir während Bahnfahrten machen, wenn wir nicht Musik hören und die aktuellen News unserer Freunde lesen könnten? Und wie oft hatte ich schon Streit mit meinem Freund, weil er während des gemeinsamen Film schauen dann doch irgendwann den Laptop auf seinem Schoß hatte oder wir zu spät kamen weil „diese Mail unbedingt noch jetzt rausmuss“. Gerade diese vielen Diskussionen haben mir deutlich gezeigt, dass die virtuelle Welt ganz real unser tägliches Leben beeinflusst. Und leider nicht nur positiv.

Natürlich ist es schön, dass ich während meiner Pendlerei Hörbucher der wunderbaren Maria Koschny hören kann. Aber früher habe ich dabei einfach nur nachgedacht und manchmal sogar selbst geschrieben. Heute ist vieles ein aktives passiv sein. Ich laufe AKTIV die Straße entlang, bin aber dabei nur mit halbem Kopf bei den Dingen um mich herum, weil ich mich ja gerade PASSIV in der virtuellen Welt herumtreibe. Die oft weit weniger spannend ist, als wir meinen. Mein Freund hat mich einmal gefragt, was mich eigentlich so sehr daran stört, dass er bei unserem DVD-Abend nebenher noch den Laptop benutzt, er schaue den Film ja trotzdem. Vielleicht stehe ich mit meiner Meinung ja alleine da, aber ich finde: Eben nicht.

Es ist genauso sinnvoll, dass man bei einem Film nicht zwischendurch auf sein „Smartphone/Tablet/Notebook/Laptop/Kindle/bitte fügen sie eine beliebige technologische Neuheit hinzu“ schaut, wie dass man beim Autofahren nicht mit dem Handy simsen oder telefonieren sollte. Man DENKT dass man den Film schaut, aber in Wahrheit geht bei den „kurzen Blicken“ auf das elektronische Gerät seiner Wahl ganz schön viel Zeit drauf. Und man verliert verdammt viel Intimität. Ich kann es nicht anders beschreiben, aber obwohl wir ja „nur“ gemeinsam einen Film geschaut haben, habe ich mich gefühlt, als ob er während einer Unterhaltung mit mir auf einem Ohr Radio hören würde. Man lacht fünf Sekunden später über den lustigen Witz und ist mit seiner Aufmerksamkeit weder richtig bei dem einen, noch bei dem anderen.

Ich selbst erwische mich auch oft dabei, wie ich alle fünf Minuten meine Facebook-Seite aufrufe. Es könnte ja sein, dass irgendetwas Spannendes passiert ist. Und es ist so eine herrlich schöne „Nebenbei-Aktivität“. Man hat das Gefühl, man macht etwas, obwohl es im Grunde nur sinnloser Zeitvertreib ist. Hätte ich die gesamte Zeit dafür in das Schreiben meines Buches gesteckt – wer weiß, vielleicht wäre ich dann schon fertig?

Wo liegt jetzt also die Grenze zwischen normalem Nutzungsverhalten und den Anfängen einer „Internetritis“`? Ich finde, überall dort, wo du von echten Menschen umgeben bist. Dann sollten diese eindeutig Vorrang haben. Das heißt, beim Treffen mit deiner besten Freundin kannst du auch noch später auf eine Whatsapp-Nachricht antworten. Der andere wird es überleben. Und wenn du einen Film schaust, schaust du einen Film. Im Kino wird man schließlich auch böse angeraunt, wenn man sein Handy benutzt. Ich habe da selbst noch einiges zu lernen, aber einer Tatsache bin ich mir ganz sicher: Keine Whatsapp-, Facebook- oder wasauchimmer-Meldung ist so relevant, dass ich deswegen einer anderen Person das Gefühl geben möchte, gerade weniger wichtig zu sein. Und wenn es doch so sein sollte, dann muss ich mir entweder Gedanken über die Beziehung von mir und meinem Handy oder mir und dieser Person machen…

Und falls ihr diesen Blog gerade in Anwesenheit eines anderen Menschen gelesen habt: Schämt euch was :D Oder redet hinterher darüber...dann schämt euch nur ein bisschen ;)

3 Kommentare:

  1. da stimme ich dir voll und ganz zu! ich gehöre ja auch zu den menschen, die gerne mal auf ihr handy schauen und nochmal schnell die ein oder andere whatsapp nachricht verschickt (meine facebook besuche hab ich gott sei dank um einiges zurückgeschraubt), aber wenn ich mit anderen leuten zusammen bin, ob freunde oder auch fremde, versuche ich mein smartphone in der tasche zu lassen. klappt manchmal mehr und manchmal weniger gut xD aber das gehört sich für mich einfach. alles andere ist unhöflich :)

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  2. ach ja, und mit laptop auf schoß mit seiner freundin einen film gucken geht ja mal gar nicht! ich glaub da muss ich mal n ernstes wörtchen mit jemandem reden ;D schäme er sich!

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  3. Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.

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