Mittwoch, 30. Juli 2014

Die Sache mit dem Weitermachen...

Dieser Beitrag ist einer ganz bestimmten Person gewidmet. Ich denke er oder sie weiß, dass er angesprochen ist.

Wir alle kennen das. Dieses Gefühl, dass eine Person wirklich der oder die „Eine“ für uns sein könnte. Bei der wir uns wohlfühlen, so sein können wie wir sind. Die uns durch die großen und kleinen Hürden des Alltags begleitet. Immer da ist. Die wir lieben.

Doch was ist, wenn dieses Gefühl bei dem Gegenüber immer weiter abebbt? Wenn das anfängliche so starke Gefühl der Liebe irgendwann nur noch einen schalen Nachgeschmack bei ihm hinterlässt? Manchmal hat man das Glück, dass man diese Entwicklung bemerkt. Dann kann man darüber sprechen, vielleicht etwas ändern. Manchmal wird man aber auch gänzlich davon überrascht. Wie eine Welle, die über einem zusammenschlägt und nach den Worten „Ich glaube, ich will das mit uns nicht mehr“ ist nichts mehr, wie es war. Die gemeinsamen Erinnerungen, die Zweisamkeit, die Routine des täglichen Lebens - alles weggespült.

Und plötzlich steht man ganz alleine da und muss sich wieder neu ordnen.

Es gibt Menschen, die können das ganz gut. Das sind oft jene Personen, die sich nicht gänzlich in einem anderen verloren haben. Denn wenn dieser andere dann geht, was bleibt von einem selbst? Wer aber auch in einer Beziehung Dinge macht, die nur für ihn selbst bestimmt sind, Freundschaften pflegt, sich Ziele steckt…der hat neben der Partnerschaft noch viele andere Säulen, auf die man sich stützen kann.

Dann gibt es wieder die, welche an ihre Beziehung ihr ganzes Lebensglück gebunden haben. Die sich immer wieder sagen „Aber es war doch alles gut“, selbst wenn nicht immer alles gut war. Und das Ende einfach nicht verstehen. Die ihr Leben einfach nicht fortsetzen, sondern immer und immer wieder die alten Seiten aufschlagen. Woran liegt es, dass manche Menschen nach einer Trennung nicht weitermachen können – oder wollen?

Ich denke, ein guter Teil davon ist Verklärung. Man kennt das: Am letzten Schultag kommt einem die gesamte Schulzeit plötzlich wunderbar und aufregend vor. Die Klassenkameraden waren toll, man hatte so viel Spaß zusammen und überhaupt war alles irgendwie super. Vergessen sind die hundert langweiligen Schulstunden, die fiesen Kommentare der anderen, als man bei einem Referat so einen blöden Hänger hatte, die vielen Momente als man sich morgens aus dem Bett quälen musste. An seinem letzten Tag dort denkt man nicht an diese Dinge. Denn nun steht man vor einem ganz neuen Kapitel, und da wirkt das alte, vertraute, plötzlich doch ziemlich angenehm. Man kennt es schließlich, hat es sich darin mit der Zeit bequem gemacht. So ist es meiner Meinung nach auch mit den Beziehungen, nachdem Schluss ist. Man denkt nicht an die Tage, in denen man sich furchtbare Sachen an den Kopf geworfen hat, als man den anderen auf den Mond hätte schießen können, als man selbst kurz davor war, zu gehen. Nein, man sieht sich die alten (natürlich glücklichen, wer fotografiert uns schon, während wir streiten?) Fotos an, hört das gemeinsame Lied und denkt…nur an die schönen Momente.

Um also wirklich über jemanden hinwegzukommen, muss man sich dem Ganzen in seiner Gesamtheit stellen. Bei meinem ersten Freund habe ich nach unserer (unschönen) Trennung ein kleines Notizbuch angelegt und auf jede Seite etwas geschrieben, was mich furchtbar an ihm oder uns gestört hat. Immer wenn ich drauf und dran war, das ganze wieder zu verklären und in Selbstmitleid zu vergehen, habe ich es mir durchgelesen. Das hilft tatsächlich! Wer sich nicht von der Illusion trennen kann, dass doch alles perfekt war, wird niemals weitergehen können. Wenn es so perfekt gewesen wäre, hätte man sich nicht getrennt – so einfach, aber auch hart, ist das.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist es meiner Ansicht nach, die Opferrolle zu verlassen. Es mag natürlich einfacher sein, sich ständig selbst zu bemitleiden und sich zu sagen, alles wäre gut, wäre nur der andere wieder bei einem. Aber so ist es eben nicht. Er wird mit aller Wahrscheinlichkeit nicht zurückkommen. Und das liegt in den meisten Fällen nicht nur an ihm. Es kommt sehr selten vor, dass jemand aus heiterem Himmel sagt „Du, heute Morgen bin ich aufgewacht und fand dich plötzlich ziemlich daneben“. Meistens ist es ein schleichender Prozess an dem man selbst nicht selten zu einem großen Stück beteiligt war. Vielleicht hatte dein Partner das Gefühl, sich immer um alles alleine kümmern zu müssen? Vielleicht haben sich im Laufe der Zeit die Prioritäten von euch verschoben? Vielleicht habt ihr irgendwann einfach nur noch nebeneinander her gelebt? Ich denke, dass man so etwas oft merkt, sich in den seltensten Momenten aber dem gerne stellt. Also macht man weiter, in der stillen Hoffnung, es werde schon alles wieder gut. Nur manchmal wird es das eben nicht. Dann hilft es, sich auch selbst zu fragen „Okay, was hätte ich anders machen können?“ oder „Woran sind wir gescheitert?“ Damit man in der nächsten Beziehung nicht wieder in die gleichen Fallen tappt. Und damit man aus der Passivität hinaus wieder in ein aktives Leben tritt. Wer sich nämlich selbst eine Rolle in dem Prozess der Trennung zuschreibt, der kann viel freier agieren. Und bemerkt irgendwann vielleicht, dass nicht „alles besser“ wäre, wenn der andere wieder da wäre. Es wäre nur alles wie vorher.

Leben und besonders Lieben heißt aber eben nicht, immer nur in der Komfortzone bleiben. Manchmal muss man genau diese verlassen und ziemlich hart auf die Schnauze fallen. Es gibt nunmal kein Licht ohne Schatten. Viele Dinge wüsste ich bei meinem Freund gar nicht so sehr zu schätzen, wenn ich nicht im Laufe der Zeit gelernt hätte, dass vieles davon nicht selbstverständlich ist. Bei vielen Dingen weiß ich (theoretisch) worauf ich selbst achten sollte. Was meine ganz persönlichen Schwächen sind, bei denen ich aufpassen muss, dass sie nicht zu groß werden. Das alles wüsste ich nicht, wenn sich nicht schon einmal jemand von mir getrennt hätte oder ich mich von ihm.

Weitermachen mag schmerzhaft, oft schwierig und vor allem anstrengend sein. Aber stehenbleiben ist keine Lösung. Die Welt um einen herum dreht sich nämlich weiter. Auch nach einer Trennung. Und das sollte man selbst irgendwann auch.

1 Kommentar:

  1. Wahre Worte, die du da niedergeschrieben hast und besonders die Umsetzung mit dem Notizbuch halte ich für einen guten Weg, abschließen zu können und nicht in der Trauer zu versinken.
    Ich bin durch ka-news auf deinem Blog gelandet. :) -> Du hast nun eine Followerin mehr.

    Liebe Grüße

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